2017 - Rückblick 4. Klimaevent

«Im Nu kippt eine moderne Zivilisation um»

Die Otto Keller AG Arbon lud am 2. Mai zum 4. Klimaevent in die Lokremise St.Gallen. Über 350 KMU folgten der Einladung. Einer der Gründe zur Rekordbeteiligung war Marc Elsberg, der mit seinem Buch «Blackout» die Bestsellerlisten anführte. Was er schilderte, löste im Publikum dann auch viele Fragen aus.

Wir machen Licht, drehen die Heizung höher, rufen Geschäftskollegen an. Unsere Gesellschaft ist permanent auf Energie angewiesen. Aber was geschieht, wenn der Strom einer ganzen Stadt ausfällt? Nicht nur für zehn Minuten, sondern für mehrere Tage? Ein Szenario, das sich viele nicht vorstellen können. Einer, der es kann, ist Marc Elsberg, der Bestsellerautor von «Blackout». In seinem Debütroman sind die Menschen fast zehn Tage ohne Strom. Elsberg zeigt auf, wie verletzbar das europaweite Verbundnetz und die verschiedenen Kraftwerke sind, wenn zum Beispiel ein terroristischer Anschlag das Stromnetz lahm legt. Plötzlich geht die WC-Spülung nicht mehr, Lebensmittel verderben, im Verkehr herrscht Chaos, weil die Ampeln nicht mehr funktionieren. Elsbergs Szenarien hinterlassen beim Leser ein mulmiges, nachdenkliches Gefühl. So könnte es auch dem einen oder anderen Zuhörer am 4. Klimaevent der Otto Keller AG gegangen sein. Denn Elsberg erzählte von weiteren Desastern. Zum Beispiel 2006 bei der Ausschiffung des Kreuzfahrtschiffes Norwegian Pearl, wofür zwei Hochspannungsleitungen zeitweilig ausgeschaltet werden mussten. Die Planung war mangelhaft und so kam es in weiten Teilen Europas zu einem längeren Stromausfall. Er schildert auch, was solche Notsituationen mit dem Menschen machen, das soziale Verhalten falle auseinander. «Fällt der Strom aus, kippt unsere moderne Zivilisation im Nu um.»

Für den Notfall schweizweit gerüstet

Die Experten in der Podiumsrunde beschwichtigen den Ernstfall. «Im Thurgau müssten alle 15 Unterwerke, also die von der Axpo relevanten Knotenpunkte ausfallen, bis der Kanton dunkel wird, was sehr unwahrscheinlich sei», sagt Jolanda Eichenberger, CEO der EKT-Gruppe. Auch Dieter Reichelt, Leiter Division Netze bei der Axpo Power AG ist sich sicher, ein Blackout könne zwar passieren, doch innerhalb 24 Stunden sollte es möglich sein, diesen aufgrund der Verbundenheit mit den europäischen Netzen aufzuheben. In einem Punkt gibt er Elsberg jedoch Recht: «Wir sind heute verwundbarer und können nicht mehr ohne Strom leben», so Reichelt. Deshalb habe man die OSTRAL geschaffen, eine Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen. Auch Die Klimamacher sind Teil von Notfallplänen: In Zusammenarbeit mit der TUBEForce AG Appenzell schaffen sie die Infrastruktur zur Installation der Notstromaggregate. «Die Nachfrage ist sehr gross», sagt Dennis Reichardt, Mitinhaber der Otto Keller AG. Aus dem Publikum kam dann die Frage, ob ein Ja bei der Energiestrategie 2050 ein Blackout fördere. Doch Dieter Reichelt verneinte. Man sei trotzdem gut versorgt. Noch kritischer war ein anderer Teilnehmer und forderte die Verabschiedung von der europäischen Vernetzung. Reichelt entgegnete, dass das kontraproduktiv wäre. Sie würde der Schweiz Vorteile bringen und die Stabilität verbessern. Noch dazu würden die Netze auch dezentral funktionieren.

Die gute Seite des Stroms

Elsberg zeigte an diesem Abend einmal mehr, wie sich Ängste schüren lassen, wenn man mal genauer darüber nachdenkt. Auf der anderen Seite lieferten die Experten Argumente, die beruhigten. «Unser Leben funktioniert mit unserer Notfallversorgung trotzdem weiter. Einfach in reduzierter Form», so Reichelt. Selbst Elsberg beschwichtigte: Trotz der gruseligen Vorstellung gibt es auch die gute Seite daran: «Wir leben heute gesünder, länger, wirtschaftlicher», so Elsberg. Aber seinen Hausvorrat hat er trotzdem auf zehn Tage aufgestockt. «Nur für alle Fälle», schmunzelt er.

Die Klimamacher mit neuem Auftritt

Zu guter Letzt lenkten Die Klimamacher die Gäste mit einem leichteren Thema ab: Ihr neuer Marktauftritt. Das Logo mit den Angaben Heizen, Kühlen, Lüften werde dem heutigen Leistungsportfolio nicht mehr gerecht, denn mittlerweile gehörten auch der Sanitärbereich sowie die Wasserschaden-Entfeuchtung zu ihren Kompetenzen. «Dazu kommt, dass mittlerweile die meisten von den Klimamachern sprechen, nicht von Otto Keller. Entsprechend wollten wir das im Auftritt verankern», so Reichardt. Er freut sich über das dynamische Ergebnis mit dem grafischen Element, das die Strömungen in der Gebäudetechnik versinnbildlicht. Danach strömten alle zum Austausch im Foyer der Lokremise und Elsberg war damit beschäftigt, die Bücher zu signieren.

"dieKlimamacher" freuen sich schon heute auf den 5.Klimaevent im 2019

Impressionen